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Das Zahlungsverhalten in Österreich

Trendumfrage – Zusammenfassung – August 2000


„Österreichische Schuldner zahlen schneller als der europäische Durchschnitt“


Auch im Jahr 2000 interessierte den KREDITSCHUTZVERBAND von 1870 wieder die
Meinung seiner Mitglieder zum Thema „Zahlungsverhalten in Österreich“.
Er führte deshalb im August 2000 bereits zum vierten Mal eine Trendumfrage zu
diesem Thema durch. Ein Thema, das im heurigen Jahr auch europaweit an Aktualität
gewonnen hat, da am 8. August 2000 die EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Zahlungsverzug
im Geschäftsverkehr in Kraft getreten ist.


Vergleicht man die durchschnittliche Zahlungsdauer in Österreich mit
anderen europäischen Staaten, so kann man erfreulicherweise feststellen, dass
Österreich mit durchschnittlich 40 Tagen Zahlungsdauer weit unter der europäischen
Durchschnitts-Zahlungsdauer von 51 Tagen liegt.


Das Zahlungsverhalten selbst hat sich in Österreich im Vergleich zum
letzen Jahr nicht verändert. Die Kunden zahlen laut der diesjährigen Umfrage
nach durchschnittlich 40 Tagen, wobei sie sich dabei sowie letztes Jahr mit
durchschnittlich 15 Tagen in Zahlungsverzug befinden,


Auch beim vereinbarte Zahlungsziel in Österreich hat es kaum Änderungen
gegeben, es beträgt heuer 25 Tage, das ist um einen Tag kürzer als im
Vorjahr. Es sind sowohl Skontofristen wie auch Nettozahlungsfristen berücksichtigt
worden.


Trotz der stabil gebliebenen Zahlungsfähigkeit der Kunden bleiben die befragten
österreichischen Unternehmen in Hinblick auf die Entwicklung der Zahlungsmoral
für das Jahr 2001 skeptisch. 36% befürchten eine weitere Verschlechterung der
Zahlungsmoral im kommenden Jahr, das ist gegenüber der letztjährigen Prognose
für 1999 eine Verminderung um 7%. 10% aller Befragten sind der Meinung, dass
sich die Zahlungsmoral im Jahr 2001 verbessern wird, das sind immerhin
um 2% mehr als im Vorjahr.


Eine leichte Verbesserung zeichnet sich bei der Schädigung durch Kundeninsolvenzen
ab. Im Jahr 1999 waren der Umfrage zufolge 62% der befragten Unternehmen von
Kundeninsolvenzen betroffen gewesen, wobei jedes dieser Unternehmen im Schnitt
von 3 Insolvenzverfahren geschädigt wurde. Im Vergleichszeitraum 1998 waren
es um 2% mehr Unternehmen, die durchschnittlich auch von 1 Insolvenz mehr betroffen
waren. Diese Erfahrungen der befragten KSV-Mitglieder aus dem Jahr 1999 kann
man auch in der Unternehmens-Insolvenzstatistik 1999 ablesen, wonach die eröffneten
Insolvenzen um 3,4% zurückgegangen sind. Dieser Trend setzt sich auch im Jahr
2000 fort und führt bei Unternehmensinsolvenzen zu einer leichten Entspannung.
Bis Ende September 2000 gab es bereits einen Rückgang der Gesamtinsolvenzen
von knapp 9%.


Speziell Klein- und Mittelbetriebe sind weiterhin aufgrund des Zahlungsverzuges
ihrer Kunden in ihrer eigenen Existenz gefährdet und werden dadurch letztlich
sehr oft auch selbst in die Insolvenz getrieben.Immerhin fast die Hälfte der
Befragten erklärt, dass die schlechte Zahlungsmoral der Kunden einen mittleren
bis starken Einfluss auf den Konkurs einer Gläubigerfirma nimmt. Fast ein Drittel
der befragten Unternehmer findet, dass die sinkende Zahlungsmoral der Kunden
zumindest einen starken Einfluss auf die Zahlungsfähigkeit der Lieferanten und
Gläubigerfirmen hat. Nur 16% sehen keinen Zusammenhang.


Auch im Jahr 2000 haben wieder 68% der Befragten angegeben, geschäftliche Erfahrungen
mit öffentlichen Auftraggebern zu haben. Leider setzt sich aber der Trend
der schlechter werdenden Zahlungsmoral der öffentlichen Hand weiterhin fort.
Bereits 44% davon, das sind um 4% mehr als im Vorjahr geben an, dass die vertraglich
vereinbarten Zahlungsziele nicht eingehalten werden, sondern mit durchschnittlich
35 Tagen Zahlungsverzug beglichen werden, dass sind auch wieder um 2 Tage mehr
als im Jahre 1999.


Die Gastronomie wurde heuer wieder als spezielle Problembranche genannt.
Es zeichnet sich zwar scheinbar ein Trend zur Besserung der Zahlungsfähigkeit
ab, der durchschnittliche Zahlungsverzug der Kunden hat sich im Vergleich zum
Vorjahr um einen Tag auf 10 Tage verringert. Offensichtlich haben aber die Lieferanten
auf die schlechte Zahlungsmoral (+8 Tage Zahlungsdauer) Ihrer Kunden reagiert,
indem sie ihnen um 9 Tage mehr Zeit zum Zahlen gewähren.


Neben der Gastronomiebranche nennen die befragten Unternehmen vorallem das
Bau- und Baunebengewerbe als vorrangigen Problembereich. Der durchschnittliche
Zahlungsverzug hat sich wieder um 5 Tage erhöht. Weiterhin werden die Klein-
und Mittelbetriebe als problematische Kunden hinsichtlich der Zahlungsmoral
beziehungsweise Zahlungsfähigkeit bezeichnet, aber auch immer öfter große Handelsketten.


Als Gründe für den Zahlungsverzug gewerblicher Schuldner geben 67% der
Unternehmen den momentanen Liquiditätsengpaß an, gefolgt von der Annahme, dass
die Kunden zu immerhin 50% vorsätzlich die Rechnungen nicht bezahlen. Erschreckend
ist, dass über ein Drittel der Befragten die Ineffizienz der Verwaltung ihrer
Schuldner als Grund für den Zahlungsverzug ansehen.


Bei den privaten Schuldnern halten sich auch im Jahr 2000 die Gründe
momentaner Liquiditätsengpaß (29%), vorsätzliches Nichtbezahlen (28%), Vergeßlichkeit
(26%) sowie die Überschuldung (25%) die Waage.


Zur Hereinbringung von offenen Forderungen setzen auch im Jahr 2000 fast 100%
der österreichischen Unternehmen zuerst innerbetriebliche Mahnschritte, wobei
im Anschluß daran bereits um 3% mehr Unternehmen (57%) auf das Wissen und die
Praxis von Inkassoinstituten zurückgreifen. Zunehmender Beliebtheit erfreuen
sich auch anwaltliche Mahnschritte (38%), aber nur 10% gehen gleich mit einer
sofortigen Klage gegen säumige Kunden vor.


Wie erwähnt, liegt Österreich hinsichtlich der durchschnittlichen Zahlungsdauer
von 40 Tagen weiterhin deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 51 Tagen.
Diese Zahlen ergeben sich unter Heranziehung einer internationalen Studie der
FEBIS mit Vergleichswerten aus dem Jahre 1999.


Die teilweise beträchtlichen Unterschiede zwischen den Zahlungsbestimmungen-
und praktiken in Europa waren unter anderem wesentliche Gründe, weshalb von
der Europäischen Union nach langer Vorbereitungszeit am 8.8.2000 endlich eine
Richtlinie zur Bekämpfung des Zahlungsverzuges im Geschäftsverkehr in
Kraft gesetzt worden ist. Bereits am 12. Mai 1995 verabschiedete die Europäische
Kommission eine Empfehlung über die Zahlungsfristen im Handelsverkehr. In einem
Vorschlag der Kommission im Jahr 1998 wurde bereits festgehalten, dass der Zahlungsverzug
einen Vertragsbruch darstellt, der für die Schuldner in den meisten Mitgliedsstaaten
durch niedrige Verzugszinsen und / oder langsame Beitreibungsverfahren finanzielle
Vorteile bringt. Für Österreich wird die neue Richtlinie nach innerstaatlicher
Umsetzung insbesondere eine Anhebung des gesetzlichen Verzugszinsensatzes
von 5% auf derzeit etwa 11% bedeuten. Der angemessene Ersatz aller durch den
Zahlungsverzug entstandenen Beitreibungskosten (Mahn- und Inkassospesen) ist
nunmehr ausdrücklich in der Richtlinie festgehalten. Bei Fehlen einer vertraglichen
Vereinbarung wird eine Zahlungsfrist von 30 Tagen ab Eingang der Rechnung festgelegt,
Diese Richtlinie gilt auch für Rechtsgeschäfte mit öffentlichen Unternehmen
und Stellen.